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Rasante Tänze und beißender Humor

Der Saal rockte bis zum Schluss – Närrisches Treiben bei den Hasekühle in Grünsfeld

Grünsfeld (hne). Die Grünsfelder Hasekühle haben gerufen, und die Halle ward voll. Das närrische Treiben hatte am Samstag die Grünfelder voll im Griff. Aus der Bütt unterhielt Witziges und beißender Humor die zahlreichen kreativ maskierten Gäste, und rasante Tänze begeisterten die versammelte Grünsfelder Narrenschar.

Das anmutende Tanzmariechen Hanna Förster der Feurio Mannheim tanzte sich zum Auftakt der diesjährigen Prunksitzung in alle Herzen des Publikums. Dann bat Alfred Betz in seinem Prolog den Sitzungspräsidenten Stefan Markert um Erlaubnis, dass er „ganz schnell, den diesjährigen Orden hier im Saal dürf‘ vorstell.“ Es ist „ein Bauwerk, steht so ganz weit draußen, die Kirch‘ in Grünsfeld-Hausen!“ Der ehemalige, seit Mai 2013 im Ruhestand befindliche Grünsfelder Bürgermeister zeigte damit „den Narren den Weg, Jux und Tollerei für’n guten Zweck!“

Die kleine Hasekühlgarde zauberte dann eine wunderbare Märchenwelt auf die Bühne, und bereitete damit dem ‚Til von Franken‘ den Weg in das aktuelle Zeitgeschehen, das er mit scharfer Zunge kommentierte. Das ‚Dschungel-Camp‘ bekam’s so gleich zu spüren, was ‚Til von Franken‘ hält von derartiger Fernsehunterhaltung. „Anstelle der Camp-Blondien sollten die Fernsehmacher selbst dorthin gesperrt werden“, bringt es Til auf den Punkt. Auch die Langzeitbaustelle ‚Flughafen Berlin‘ bekam das Fett weg: „Hätte Noah solange an einer Arche gebaut“, mahnt der Til, „wäre die Menschheit wohl vorher ausgestorben.“ Was Versicherungsvertreter und Staubsaugervertreter verkaufen, wisse ja wohl jeder. Die Frage seines Enkels, was wohl Volksvertreter verkaufen, konnte ihm auch Til nicht beantworten, und bat das Publikum um tatkräftige Unterstützung: „Wer die Lösung weiß, bekommt von mir einen Preis!“

Die Gattin des Sitzungspräsidenten Marion Markert hatte aus Limburg einiges zu erzählen. Die offenkundige Geldverschwendung des Bischofs Tebartz-van-Elst wurde dann von allen Gästen im Chor besungen: „Du hast uns tausendmal belogen“, und Andrea Berg hätte es wohl nicht besser darbieten können.

Die sich anschließende Juniorengarde ließ die Gäste dann wissen, „dass es Liebe gibt überall“, sogar „im fernen Weltall“. Ebenso akrobatisch wie tänzerisch anmutend verzauberten die jungen Damen eine begeisterte Narrenschar.

Wer es jetzt noch nicht wusste, erfuhr es vom jungen Markus Kiefel aus Eisingen: „Das ganze Jahr ist Fasnacht“, bei den Kiefels in Eisingen „Tag und Nacht“. Deshalb vermutet der Markus, „mit Helau der Storch mich gebracht!“ Am 11.11. jeden Jahres „ist bei den Kiefels der Spass vorbei, dann gibt es nur noch Narretei!“ Dass sich die Mamma des Markus für die Probe mit Papa in Größe 38 zwängt, verschweigen wir höflich an dieser Stelle, und verabschieden den Markus Kiefel mit einer Welle.

Für den Bauer Heiner stand akrobatisches Ehebettverhalten im Mittelpunkt seiner Frau suchenden Bemühungen. Seine Erfahrung zum Auftakt: „Wenn dem Bauer bricht das Bette“, führt er allzu bildhaft aus, „gibt’s einen Erben, wette!“ Alle nachfolgenden Maßnahmen, einschließlich des Erwerbs eines Wasserbetts, waren von wenig Erfolg gekrönt, und auch das Publikum hat etwas gehöhnt.

Die Geishas aus Dachdorf – der Kenner weiß, dass Giebelstadt gemeint ist – bringen fernöstliche Stimmung ins liebliche Taubertal. Anmut und Grazie verzaubern die Gäste im Saal.

Was für die Tänzerinnen die akrobatische Bewegung ist, ist für die Schnorrensänger die stimmliche Harmonie. Aber nicht nur Gesang bieten seit 28 Jahren die Grünsfelder Originale, auch die spitze Zunge ‚der einzigen Dame‘ im Gesanges-Quintett fördert die Lachsalven eines begeisterten Publikums. Zunächst ist der ehemalige Sitzungspräsident der Hasekühle, Heinz Bernhard, die humoristische Angriffsfläche für den Männerchor, denn die einzige Dame im Quintett, das ‚Mariele‘ ist natürlich auch ein gestandener Mann. Heinz soll nun nach 42 Jahren mit seiner Waltraud endlich auf Hochzeitsreise gehen. Er, der ehemalige Sitzungspräsident, hat extra dafür einen violetten Renault R4 sich gekauft, und damit soll es nun nach Italien geh’n. Mit dem dargebotenen Liebeslied der Schnorrensänger ist Glück und Erfolg vorprogrammiert.

Der Vorschlag von ‚Mariele‘, die seitlich vor der Bühne postierten Musiker in einem versenkbaren Orchestergraben mit Aufzug unterzubringen, ist wohl auch von den Sängern selbst nicht ganz ernst genommen. Zwar könnten Musiker in den Pausen versenkt mal ein Bierchen trinken, gar duschen. Aber wenn der Sitzungspräsident für jeden Tusch dann allzu oft den roten Knopf bedient, um sie wieder nach oben zu holen, könne es schon mal passieren, dass der eine, die andere, von dem laufenden rauf und runter, im Magen gebeutelt mal auf’s schöne ‚Uniförmle göckt‘.

Auch die Lokalpolitik ist den Schnorrensängern nicht fremd. Und so attestieren sie dem Grünsfelder Bürgermeister Joachim Markert den hohen Sachverstand, dass dieser sehr wohl weiß, wie man umgeht mit dem Weis. Und jeder weiß, das ist der Großrinderfelder Bürgermeister Weis. Die Anspielung auf die Querelen im Wasserzweckverband lassen das ‚Mariele‘ kalt, denn bei ihr kommt das Wasser schon, seit dem sie denken kann, aus der Wasserleitung.

Die Schnorrensänger geben ihrer uneingeschränkten Zufriedenheit über ihren Bürgermeister zum unumwunden Ausdruck, und dies nicht nur im Umgang mit Weis und dem Wasser aus dem Zweckverband. So benennen sie ihren Joachim Markert um in John F. Kennedy vom Taubertal, denn eines macht dieser schon besser als sein Vorgänger Alfred Betz: „Der Winterdienst war fehlerlos in diesem Jahr“, und ob des (noch) nicht stattgefundenen Winters in laufend Jahr war der Beifall der Gäste zustimmend grandios. So leicht kann Bürgermeisters Arbeit sein. Die Schnorrensänger schlugen dann den JFK zum ‚Knappen Joachim‘, denn Prinz kann nicht jeder sein, beim Knappen fängt das adelige Leben an. Im Falle seiner Wiederwahl in acht Jahren denken die Sänger schon mal nach über ‚Prinz Jo“.

Bestens kennt sich auch Jonas aus Zimmern im Grünsfelder Rathaus aus. Dort nämlich konnte er ein Pratikum absolvieren, und kann so heute einiges kommentieren. So weiß er von Joachim Markerts Vorgänger Beetz: „Leuchtet Dir kein eigenes Licht, schau einfach in den Vorjahresbericht!“ Auch wundert er sich um den sonst üblichen eiligen Gang einer Mitarbeiterin, die eines Tages sehr langsam durch’s Rathaus schritt, und fragte sie sogleich, warum sie heute so langsam sei. „Ich vertret‘ heut‘ doch den Bürgermeister!“ war ihre Antwort frisch und frei, und jeder im Saal kennt jetzt die Schrittgeschwindigkeit des Bürgermeisters. Weil er einmal am Schreibtisch eingeschlafen sei, musste er Spott und Aufklärung des Rathauspersonals mit der Bemerkung ertragen: „Du hast Dich aber hier sehr schnell eingearbeitet!“ Der Sitzungspräsident setzt noch einen drauf, als er Jonas verabschiedet: „Das sei Beamten-Mika­do“, und „wer sich zuerst bewegt, habe verloren.“ Auch Jonas erntete riesigen Beifall als Lohn seiner gelungenen humo­ristischen Rathausbeschau.

 

Der Saal rockt und es ging unaufhaltsam dem Ende entgegen, nicht ohne nochmals in Verzückung zu geraten. Die Männertanzgruppe ‚Bayern‘, zusammengesetzt aus lauter Badenern, brachte den Saal zum Kochen. Schuhplattelnde und stampfende Männerbeine....

....sorgten für Hochstimmung im Saal, bevor alle an der heutigen Prunksitzung beteiligten Künstler die Bühne nochmals bevölkerten. Eng wurde es, bis alle Platz fanden, und Sitzungspräsident Stefan Markert beschloss einen wunderbar unterhaltsamen Abend.

Helmut Neukam

 
 
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