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Die Feuerwehr schlachtet die Sau

Vilchband (hne). Am vergangenen Wochenende musste mal wieder eine Sau dran glauben. Die Freiwillige Feuerwehr Vilchband lud ein zum jährlichen Schlachtfest. Auf dem Hof von Armin Neckermann, dem Leiter der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr Vilchband, war es am Freitag Abend dem Metzger Manfred Liebenstein vorbehalten, die Schwäbisch Häller Sau zu richten, und die rund 150 Kilogramm Lebendgewicht dann fachgerecht aufzubereiten zu bekömmlicher Wurst und herzhaftem Fleisch.

„Wir schlachten jedes Jahr um diese Zeit“, erklärt der Kommandant Neckermann, „damit wir nach unseren Übungen immer eine gute Brotzeit genießen können.“ Die beiden Metzger Manfred Liebenstein und Hubert Baumeister beherrschen ihr Handwerk. Jeder Griff sitzt, und nach nur wenigen Minuten hängt die Sau am Haken.

Feuerwehrkommandant Armin Neckermann:
„Wenn die Sau am Haken hängt,
wird auch einer eingeschenkt!“

Und der unkundige Beobachter erfährt dann sogleich: „Wenn die Sau am Haken hängt, wird auch einer eingeschenkt!“ Der dargebotene Obstler lässt alles nochmal so gut von statten gehen, und die fleißigen Hände ‚rasieren‘ die Sau. Die ganz hartnäckigen Borsten sind spätestens dann von der Haut, wenn ein fachmännisch geführter Gasbrenner sie weg gesengt hat. Denn Sauberkeit steht obenan, und ständig wird mit frischem Wasser weggespült, was nicht ‚vermetzgert‘ werden darf.

Die Schneidewerkzeuge werden dann größer, wenn’s der Sau ans Innere geht. Von den Hinterläufen hin zum Kopf öffnet Manfred Liebenstein den Bauch 'der ‚Schwäbisch Häl­ler‘, und das Gedärm bahnt sich seinen Weg nach draußen. Fein säuberlich wird dann Dick- und Dünndarm abgeschabt und gewaschen, denn die Wurst für die Vilchbander Feuerwehr wird – und das gibt‘s heutzutage nur noch selten – im wohl bekömmlichen Naturdarm serviert.

Aber auch der Nabel der Sau genießt höchste Wertschätzung bei allen, die Nägel ins Holz einschlagen müssen. Denn wenn er getrocknet ist, dann ist er bollerhart, erzählt Werner Herzog den Schaulustigen im Hof. Dieser bollerharte Nabel freut dann den Zimmermann, der den Nagel in den Nabel steckt, dieser flutscht dann ins Holz wie geleckt. Krumme Nägel gibt’s dann nicht mehr, über den Nabel freut sich also der Zimmermann umso mehr.

Jetzt wird das Metzgerhandwerkszeug nochmals martialischer, denn dann hilft nur noch das Beil, auch Langmesser genannt. Jetzt wird die Sau geteilt, und die Schläge von Manfred Liebenstein sitzen präzise, bis dann zwei Hälften an den Haken hängen. Das hätte sich die jetzt geteilte Sau am Nachmittag so auch nicht vorgestellt, als sie noch in einer der Boxen der nahegelegenen Stallung im Kreis ihrer Artgenossen auf Naturstroh das Gen freie Soja fraß. Rund 25 Sauen teilen sich die großzügige Box, und natürliches Licht schafft zusätzlichen ‚Sauenkomfort‘.

Aber das mit dem ‚geschlachtet werden‘ ist nun mal Lauf der Dinge, oder wie in diesem Fall, Lauf der Schweine. Die vierzig Aktiven Feuerwehrler aus Vilchband und die 15 Mitglieder der Jugendfeuerwehr wird es jedoch freuen, wenn sie dann regelmäßig jeweils am ersten Montag im Monat nach erfolgreicher Übung das heute Geschlachtete verspeisen dürfen. „Wir genießen das nach unseren Feuerwehrübungen“, erzählt Armin Neckermann, „das hält uns zusammen.“ Auch führt dieser Zusammenhalt dazu, dass die FFW Vilchband keinerlei Nachwuchssorgen kennt. „Die Jungen und Mädchen kommen gerne zu uns“, fügt der Kommandant hinzu, „aber ein paar Mädchen könnten es schon mehr sein.“

Einen ersten Vorgeschmack auf das Geschlach­tete gab es dann am Samstagvormittag, als Kesselfleisch und Innereien im Feuerwehrhaus von den Mitgliedern der FFW Vilchband und zahlreichen Gästen genüßlich verspeist wurden. Die Metzger jedoch, heute verstärkt durch Elmar Endres, waren noch gut beschäftigt. Im ehemaligen Milchhäuschen, das seit den späten Neunziger Jahren als Schlachthaus genutzt werden kann, wurde eine köstlich schmackhafte Wurst gekocht. Damit geht dann das diesjährige Schlachtfest der Freiwilligen Feuerwehr Vilchband am Nachmittag langsam zu Ende, und schon heute freuen sich die Feuerwehrler und sicherlich auch alle Vilchbander auf das Fest im nächsten Jahr, denn dann wird das 125-jährige der FFW Vilchband gebührlich gefeiert.

Ob dann eine Sau wohl reicht?

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